Jobguide AUTOMOTIVE_d322

Cash Gehalt Wie wichtig sind Gehaltsverhandlungen? Sehr. Vergütungsexperten sind sich einig, dass für qualifizierte Posi- tionen Tarifverträge immer weiter an Bedeutung verlieren und bald jeder nur noch das verdient, was er sich selbst eingehandelt hat. Mitt- lerweile ist es in vielen Unternehmen Usus, für Fach- wie für Füh- rungskräfte Ziel- und Bonusvereinbarungen zu schließen und Jah- resgespräche zu führen. In dem Zusammenhang wird dann ohnehin regelmäßig über Leistung und Gehalt gesprochen. Und schon aus Karrieregründen sollte man das Thema gelegent- lich beim Chef aufs Tapet bringen, denn die Diskussion übers Gehalt ist ein Teil der Selbstvermarktung und gehört mit zum Job. Die Wertigkeit eines Mitarbeiters wird nach wie vor wenig char- mant in Geld bemessen: Wer wenig verdient, ist weni- ger angesehen. Wer nie Ansprüche anmeldet, wird auch nie in seinem Wert wahrgenommen. Des- halb dienen Gehaltsgespräche nicht nur dem finanziellen Weiterkommen, sondern auch der Imagebildung – und sollten entspre- chend professionell angegangen werden. Wonach bemisst sich das Gehalt? Das Gehaltsniveau in Unternehmen ist hierzulande stark beeinflusst von drei Faktoren: der Unternehmensgröße, der Region und der Branche. Schwanken die Gehälter in vergleichbaren Positionen ohne- hin schon um bis zu 20 Prozent – je nachdem zum Beispiel, wie man sich im Gehaltsgespräch geschlagen hat –, so werden sie durch diese Kriterien noch mal kräftig auseinander gezogen. Am stärksten schlägt dabei die Unternehmensgröße durch: je größer, desto besser wird verdient. Das liegt zum einen daran, dass große Unternehmen mehr Hierarchiestufen haben, zum anderen, weil die Teams und damit die Personalverantwortung größer sind. Das Gehaltsportal gehalt.de hat errechnet, dass in großen Fimen im Schnitt 56 Prozent mehr verdient wird als in kleinen Betrieben. So bekommt zum Beispiel ein Abteilungsleiter in einer Firma mit weniger als 100 Angestellten im Schnitt 60.100 Euro. Im Un- ternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern wären es gut 98.500 Euro – eine Differenz von 64 Prozent. Allein schon dieser Umstand ist Grund genug, bei jeder einzelnen Bewerbung den Gehaltswunsch zu über- denken und entsprechend dem potenziellen Arbeitgeber neu zu recherchieren. Fatal wäre es, immer mit den glei- chen Forderungen ins Gespräch zu gehen. Wie schlägt sich die Region nieder? Im europäischen Vergleich zwar eher moderat ausgeprägt, ist das re- gionale Gefälle bei den Einkommen in Deutschland aber dennoch ein Faktor, den man bei Gehaltsgesprächen im Hinterkopf haben sollte. Denn: Wer sich bei einem Wechsel „vom Land“ in eine Hoch- preisstadt wie München, Hamburg oder Frankfurt zu billig einkau- fen lässt, kriegt später Probleme mit der Finanzierung seines Alltags. Grundsätzlich gilt: Im Süden wird besser bezahlt als im Norden, im Westen besser als im Osten und in der Stadt mehr als auf dem plat- ten Land. Das Personalberatungsunternehmen Robert Half hat zum Beispiel für Jobs im Finanz- und Rechnungswesen ermittelt, dass man in Frankfurt/Main 16 Prozentpunkte mehr verdient als im Bundes- durchschnitt. Auch in München und Stuttgart liegt man mit 109 und 108 Prozent noch gut über dem Durchschnitt, während man zum Beispiel in Berlin und Essen nur auf 87 und 86 Prozent des bundes- durchschnittlichen Gehalts kommt. Wie stark die regionalen Unterschiede jeweils ausgeprägt sind, hängt von der Branche ab, aber die Tendenz ist überall in etwa gleich: Zu den Bestzahler-Gegenden gehören über alle Branchen hinweg München, das Rhein-Main-Gebiet um Frankfurt und die Region Köln-Düsseldorf. Hier gibt es zehn bis zwanzig Prozent mehr als im Bundesschnitt. Ebenfalls noch leicht überdurchschnittlich zahlen Unternehmen in Stuttgart und Hamburg. Im Ruhrgebiet und ei- nigen anderen Weststädten wird es schon leicht un- terdurchschnittlich. In der deutschen Bundeshauptstadt gibt es rund fünf Prozent un- Azubi-Gehälter nach Tarif Branche West Ost Anlagenmechaniker/-in 921 909 Automobilkaufleute (Industrie) 742 568 Bankkaufleute 906 904 Bauzeichner/-in 692 620 Bürokaufleute (Industrie) 853 767 Elektroniker/-in Automatisierungstechnik 920 906 Elektroniker/-in Maschinen- und Antriebstechnik 929 909 Fachinformatiker/-in 866 799 Groß- und Außenhandelskaufleute 793 744 Informatikkaufleute 863 782 Industrieelektriker/-in 912 863 Konstruktionsmechaniker/-in 930 909 Mechatroniker/-in 920 906 Mediengestalter/-in (Digital/Print) 852 808 Medienkaufleute (Digital/Print) 788 766 Med. Fachangestellte/-r (Freie Berufe) 700 700 Metallbauer/-in 637 489 Systemelektroniker/-in 590 550 Tourismuskaufleute 642 642 Vermessungstechniker/-in (Öffentl. Dienst) 844 844 Ausgewählte Lehrberufe, Durchschnittsangaben pro Monat in Euro für das erste Lehrjahr, Stand: 2015 Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn Jobguide term Schnitt. Deutliche Abstriche müssen Arbeitnehmer auch im restlichen Ostdeutschland hinnehmen: Sie verdienen trotz Großstadt- bonus in Dresden, Frankfurt/Oder, Leipzig und Halle gut 15 bis 25 Prozent weniger als der Bundesschnitt. Welchen Einfluss hat die Wahl der Branche? Neben der Firmengröße und der Region spielt die Branche bei der Einkommenshöhe eine entscheidende Rolle. Zum einen, weil es den Wirtschaftszweigen unterschiedlich gut geht, zum anderen, weil sie sich historisch bedingt unterschiedliche Gehaltsniveaus leisten. Ein Beispiel: Nach Erhebungen der VDI-Nachrichten kann ein Ingenieur als Einsteiger im Fahrzeugbau mit rund 49.000 Euro rechnen. Für die gleiche Position wären im Baugewerbe 42.000 Euro zu bekommen. Zu den Gutbezahler-Branchen mit überdurchschnittlichen Gehältern zählen traditionell: Banken und Finanzdienstleister, Pharma-, Che- mie- und Biotech-Branche, Medizintechnik, Automobil, Luftfahrt- und Halbleiterindustrie, IT und Elektrotechnik, Anlagen- und Ma- schinenbau, Kosmetik und Konsumgüter, Unternehmensberatung, Energieunternehmen und Versicherer. Im guten Mittelfeld liegen Me- dien und Presse, Bekleidung, Textil und Handel, Teile der Bauwirt- schaft sowie die Telekommunikation. Chronisch schwach auf der Brust sind die Gehälter in Werbung und PR, Logistik, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung (sofern man nicht gerade bei den Großen der Branche landet), Personalbera- tung, öffentlichem Dienst, Touristik, Recht sowie Zeitarbeit, Hand- werk, Gastronomie und Hotellerie. Grundsätzlich schlagen sich die Branchenunterschiede stärker in den Gehältern sehr spezialisierter Positionen wie im Vertrieb, in Forschung und Entwicklung oder in der Konstruktion nieder. Branchenübergreifende Funktionen wie Per- sonaler sind weniger stark betroffen. Da orientieren sich Unterneh- men nicht so stark an der eigenen Branche, sondern am Gesamtar- beitsmarkt. Ingenieure auf Stellensuche treffen es in Sachen Gehalt derzeit im Bereich Chemie und Pharmazie am Besten. Dort verdient nach einer Studie der VDI-Nachrichten ein Ingenieur mit zwei Jahren Berufs- erfahrung im Schnitt rund 76.000 Euro. Auf den weiteren Plätzen der Vergütungshitliste folgen Fahrzeugbau mit 66.000 sowie der Ma- schinen- und Anlagenbau und die IT mit jeweils etwa 62.000 Euro. Schlusslichter bei der Vergütung der Ingenieure bleiben wie bisher das Baugewerbe und die Ingenieur- und Planungsbüros mit 51.000 beziehungsweise 50.000 Euro. Warum verdienen Frauen weniger? Wenn man ganz bösartig sein will: weil sie selber schuld sind. Perso- naler berichten, dass Frauen sich für den gleichen Job oft zehn bis 15 Prozent billiger einkaufen lassen als Männer, eine McKinsey-Studie hat sogar mal 20 Prozent ermittelt. Das fängt schon beim Berufsein- stieg an: Gehen Absolventinnen im Schnitt von einem Monatsbrutto von 2.800 Euro aus, gehen die Kommilitonen mit 3.460 Euro vor Augen ins Rennen. Und auch später in Gehaltsverhandlungen mit dem Chef sind Frauen schneller zufrieden als Männer, wie Studien und Berichte von Personalverantwortlichen zeigen. Aber natürlich ist das nur eine Seite der Wahrheit. Fakt ist auch, dass Frauen durch Babypausen oder Teilzeitjobs wertvolle Karrierezeit „verlieren“ und in dieser Zeit diverse Gehalts- und Beförderungsrun- den aussetzen. Darüber hinaus begeistern sie sich öfter für schlechter bezahlte Branchen und Berufsbilder oder landen in kleineren Firmen. Das alles erklärt gewisse Gehaltsungerechtigkeiten dennoch nicht. So ermittelte die Managementberatung Kienbaum nach wie vor eine bereinigte Gehaltslücke – es wurden 8.000 vergleichbare Positionen in vergleichbaren Unternehmen analysiert – von immerhin fünf Pro- zent. Tröstlich: Je höher der Job in der Hierarchie angesiedelt war, desto geringer fielen die Gehaltsunterschiede aus. Und insgesamt er- kennt Kienbaum über die Jahre hinweg einen Trend zur Besserung. Umso wichtiger gerade für Frauen, immer wieder Gehaltsverhand- lungen zu führen. Einstiegsgehälter* für Hochschulabsolventen Branche unteres Quartil** Mittel- wert** oberes Quartil** Chemie/Verfahrenstechnik 42.200 49.700 55.200 Bauindustrie 43.500 48.500 58.900 Luft- und Raumfahrt 40.500 47.200 55.900 Maschinenbau 40.400 45.900 52.900 Anlagenbau 39.300 45.600 53.500 Versicherungswirtschaft 38.400 45.600 50.600 Banken 37.700 45.500 54.500 Unternehmensberatung 39.600 45.500 51.500 Stahlindustrie 38.100 45.000 52.500 Energiewirtschaft 36.700 45.000 52.500 Elektrotechnik 40.000 44.800 51.100 Pharma/Healthcare 37.200 43.700 51.900 Telekommunikation 36.600 43.400 48.400 Umweltschutz/Entsorgung 35.400 43.000 49.600 Finanzdienstleistung 36.800 42.400 52.500 IT 36.000 41.400 46.100 Konsumgüterindustrie 36.600 41.200 49.100 Logistik 34.200 39.500 44.500 Forschung 33.000 39.500 45.900 Automobil 33.900 39.100 44.400 Wirtschaftsprüfung 33.600 38.900 44.400 Immobilien 32.400 36.900 43.300 Öffentlicher Dienst 31.600 36.600 42.300 Handel 30.300 36.400 43.000 Messe/Kongresse 31.200 36.000 41.600 Medien 26.700 33.200 39.600 Marktforschung/Werbung 24.600 29.600 34.800 Tourismus 24.500 29.400 35.300 * Jahresgehalt in Euro, gerundet. Quelle: Staufenbiel/Gehalt.de, Stand: 2/2016; ** Unteres/Oberes Quartil = Ein Viertel der Befragten verdient schlechter/besser. Mittel- wert (Median) = Jeweils die Hälfte verdient schlechter/besser. Jobguide

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