Jobguide AUTOMOTIVE_d322

Cash Gehalt Beine. Das macht keinen guten Eindruck während der Probezeit. Zum Glück ist der Gehaltsbegriff aber ein bisschen dehnbar, denn neben Grundgehalt und Boni etc. werden oft ja auch noch Altersvor- sorge, Vermögenswirksame Leistungen, Kindergartenbeiträge oder Tankgutscheine gezahlt. Solche Sachleistungen machen nach einer Studie der Personalmanagement-Beratung Aon Hewitt mittlerweile im Schnitt deutlich mehr als zehn Prozent der Gesamtvergütung bei Fachkräften aus. Im weitesten Sinne könnte man diesen Gegenwert mit gutem Gewissen auch noch einbeziehen, wenn der Personaler nach dem alten Gehalt fragt. Dann wäre man nicht kompromittiert, wenn später mal nachgefragt wird. Ergo: Ein bisschen hochstapeln funktioniert, aber man darf es nicht überreizen. Alternativ kann man auch versuchen, – nett verpackt – die Aussa- ge zu verweigern. Wer beispielsweise mit der neuen Stelle aufsteigen würde, die Branche oder die Unternehmensgröße wechselt, kann mit Fug und Recht argumentieren, dass die Positionen nicht vergleichbar sind. Wer sein altes Gehalt angibt, sollte keinen Zweifel daran lassen, dass er sich mit der neuen Stelle auch finanziell verbessern möchte. Wie viel Verhandlungsspielraum haben Berufseinsteiger? Die Verhandlungsposition eines Kandidaten bestimmt sich auch im Bewerbungsgespräch nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage: Wer mit seinem Spezialwissen auf eine ganz bestimmte Stelle wie angegossen passt, hat bessere Karten als ein durchschnittlich ausgebildeter Mitbewerber und kann bei seinem Einkom- menswunsch ein bisschen kräftiger zulangen. Grundsätzlich haben Unternehmen aber ziem- lich genaue Vorstellungen, innerhalb welcher fi- nanziellen Bandbreiten sie sich bei einer Positi- on bewegen können, ohne sich ihr internes Gehaltsgefüge zu zerschießen. Doch ob grünes Licht schon am oberen Ende der Bandbreite gegeben wird oder der Bewerber billig eingekauft wird, hängt von dessen Passgenauig- keit ab. Und natürlich von seinem Geschick, seine Vorzüge entsprechend rüberzubringen. Was bei Perso- nalern zieht, sind Al leinstel lungsmerk- male, Spezialistentum. Gute Noten, Praktika und Auslandserfahrung bringen mittlerweile viele Bewerber mit. Das entschei- dende I-Tüpfelchen sind The- men und Know-how, mit denen das Unternehmen etwas an- fangen kann. Wer „nur“ ein Durchschnittsstudium mitbringt, muss noch deutlicher an sei- nen I-Tüpfelchen feilen, wenn er ernsthaft ein Spitzengehalt fordern möchte. Mit der Erfahrung wächst das Einkommen zügig. Verdient ein IT-Consultant laut einer Erhebung der Personalvermittlung Robert Half während der ersten beiden Jahre im Job zwischen 40.500 und 47.500 Euro, werden daraus in den Jahren drei bis fünf 47.000 bis 62.250 Euro. Sechs bis neun Jahre Berufserfahrung werden mit bi szu 85.000 Euro honoriert. Gibt’s für ‘nen Master-Abschluss mehr? Tatsächlich haben Master-Absolventen gegenüber den Bachelor-Kol- legen nach wie vor leicht die Nase vorn. Im Schnitt rund zehn bis 15 Prozent. So ermittelte das Vergütungsportal gehalt.de zum Beispiel für Elektrotechnik-Ingenieure Einstiegsgehälter von durchschnittlich 47.200 Euro mit einem Bachelor-Abschluss und 51.500 Euro mit einem Master- Abschluss. Auch die Perso- nalberatung Kienbaum Jobguide Ein gutes Gespräch über Geld Gehaltsgespräche mit dem Chef sind kein Selbstläufer, auch nicht – und ei- gentlich erst recht nicht –, wenn man sich duzt, regelmäßig zusammen Biken geht und sich blind versteht. Letztlich geht es immer um das Verkaufen der eigenen Leistung, umMacht und Geld. Da hört die Freundschaft meist auf. Deshalb ist eine sorgfältige Vorbereitung auf den Termin Pflicht. Schon allein, weil hier Amateur auf Profi trifft. Der Vorgesetzte ist in der Regel von Berufs wegen der geübtere Verhand- ler, trainiert darin, sein Gegenüber dorthin zu manövrieren, wo er es hinhaben will. Da schadet es also nicht, vorher für ein bisschen Waffengleichheit zu sorgen. Eine ordentliche Vorbereitung Klären Sie die Rahmenbedingungen für Ihre Gehaltsforderung: Wie geht es IhremUnternehmen? Was wissen Sie über die aktuellen Gehaltsrunden in der Firma? Wie liegen Sie mit Ihrem Gehalt in der Branche/imVergleich zu Kollegen? Auch wenn es bei Gehaltsgesprächen immer nur um Ihre Leistung geht, helfen Ihnen die Infos, Killerphrasen zu parieren. Tragen Sie Ihre Leistungen der letzten Monate zusammen und ziehen Sie kritisch Bilanz. Wie gut waren Sie? Was haben Sie erreicht? Wie sieht es mit den vereinbar- ten Zielen vomVorjahr aus? Geschafft oder gerissen? Woran könnte der Chef herummäkeln? Dann üben Sie. Entwerfen Sie eine Dra- maturgie und einen Gesprächseinstieg, überlegen Sie, wie Sie auf Einwände rea- gieren. Legen Sie sich Argumente zurecht und sprechen Sie sie probehalber auch mal laut aus. Bitten Sie Freunde, den Chef zu mimen und auf störrisch zu machen. Die richtige Begründung Gute Argumente sind: ein Projekt gerade erfolgreich beendet, Umsatz/ Kundenzahlen gesteigert, Extraschichten geschoben, Kosten eingespart, ein neues Produkt entwickelt, mehr Verantwortung übernommen, den Karren aus demDreck gezogen, durch besonderes Engagement neue Aufträge reingeholt/Märkte erfolg- reich erschlossen. Schlechte Argumente sind: die gleiche Leistung wie immer gebracht, schon lange keine Erhöhung bekommen, die ande- ren kriegen auch mehr, alles ist so teuer geworden, ein Projekt ist zwar super gelaufen, liegt aber länger zurück. Bereiten Sie Ihrem Chef die Argumente mundgerecht auf. Ist er ein Zahlentyp, rechnen Sie ihm Ihren Mehrwert des letzten Jahres vor. Braucht er eher einen langsamen Einstieg, richten Sie Ihre Gesprächsdramaturgie entsprechend aus. Verbraten Sie Ihre besten Gründe nicht gleich am Anfang, Sie brauchen noch Futter gegen mögliche Einwände. Ein gutes Timing Ihr Ziel ist, den Chef bei guter Laune anzutreffen. Deshalb den Termin strate- gisch geschickt legen. Gute Zeiten sind dienstags bis donnerstags, später Vor- mittag oder früher Nachmittag, zeitnah an guten Leistungen, in ruhigen Phasen. Schlechte Zeiten: montags und freitags wegen der Wochenendnähe, in Bilanz-, Messe- und anderen Stressphasen, im zeitlichen Umfeld mit Entlassungsgesprä- chen, unmittelbar nach Ihrem oder seinem Urlaub, weil er Ihre Leistungen nicht mehr präsent hat, abends beim Bier. Und: Gespräche zwischen Tür und Angel sind Gift. Deshalb: Mindestens eine Stunde einplanen lassen und dem Chef ein paar Tage Vorbereitungszeit geben. Das eigene Ziel Stecken Sie vorher Ihren Gehalts- wunsch ab: Wie viel mehr wollen Sie verlangen? Muss es Festgehalt sein oder könnten Sie auf cheffreundlichere Alternativen ausweichen: variabler Bonus an Ihren oder den Unternehmenserfolg geknüpft, steuerbegünstigte Extras wie Jobticket, Tankgutscheine, Altersvorsorge oder Kindergartenplatz? Stecken Sie sich ein Minimalziel. Mit Argumenten kontern Chefs bügeln – besonders in wirtschaft- lich schwierigen Zeiten – Gehaltswün- sche gerne einfach mal so ab. Da sollten Sie nicht gleich klein bei geben, sondern Ihre gute Vorrecherche bemühen. Wie schlecht geht es der Firma wirklich? Hat er Recht, konzentrieren Sie sich in der Argumentation auf Ihre eigenen, individuellen Verdienste, halten bei den Forderungen den Ball aber flach und bringen möglicherweise Alternativen wie Weiterbildung ins Spiel. Für Leistungsträ- ger – werden Sie als solcher in Ihrer Firma gesehen? – ist auch bei knappen Kassen ein Pott für mehr oder weniger große Gehaltserhöhungen vorgesehen. Je ein- zigartiger/dringender Ihre Qualifikation, desto mehr Spielraum haben Sie. Will Ihnen der Chef einen Vergleich mit den Leistungen und dem Gehalt der Kolle- gen aufdrängen, kontern Sie: „Ich möchte hier nur über meine Leistungen sprechen. Und die waren im vergangenen Jahr…“ Nachbereitung ernst nehmen Bleiben Sie hartnäckig und stecken Sie eine Niederlage professionell weg. Wenn gar nichts geht: Versuchen Sie es nicht mit dem Kopf durch die Wand oder Erpressung. Stimmen Sie einer Vertagung zu, zurren Sie aber gleich einen neuen Termin fest –am besten in einem halben Jahr. Und lassen Sie bis dahin nicht in Ihren Leistungen nach. Bedenken Sie: Beim nächsten Mal wird es für den Chef mit demVertrösten schwie- riger. Foto: Jobguide

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