Jobguide AUTOMOTIVE_d322
Cash Gehalt kommt in ihren Berechnungen auf ein ähnliches Verhältnis: Während ein Bachelor-Absolvent im Schnitt mit 43.100 Euro startet, werden einem Master-Kollegen schon 46.300 Euro geboten. Fairerweise muss man aber bedenken, dass Bachelor-Absolventen früher in den Beruf gehen und deshalb auch schon früher verdienen. Nach wie vor mehr Gehalt – einige Tausend im Jahr – gibt es für einen Doktortitel, sofern er im Job Vorteile bringt (Management- positionen) und nicht ohnehin essenziell für den Beruf ist (Chemi- ker oder Ärzte). Kienbaum nennt für promovierte Absolventen ein Durchschnittssalär von 60.500 Euro. Wie stark darf ich eigentlich pokern? Um beim Zielgehalt heraus- zukommen, ist es normal, dass man zu Beginn noch ein Quänt- chen drauflegt, um sich herunter- handeln zu lassen. Wer aber mehr als 20 Prozent über dem realistischen Wert ansetzt, kegelt sich aus dem Rennen. Und: In für ein Unternehmen schwierigen Zeiten empfiehlt sich exzes- sives Feilschen nur, wenn man auf die Stelle wie die Faust aufs Auge passt und das entsprechend rüberbrin- gen kann. Eine Vorrecherche zur Lage der Firma ist also sehr sinn- voll. Geht es dem Unternehmen blendend, dürfte man etwas ent- spannter verhandeln können. Aber: Ein gutes Gehalt rückt eine Firma nicht allein deshalb raus, weil die Auf- tragsbücher voll sind oder der „War of Talents“ immer stärker tobt. Ein Kan- didat muss schon glaubhaft verkaufen können, dass er eine gute Investition ist. Deshalb: Wer anspruchsvolle For- derungen stellt – realistisch müssen sie so oder so sein –, braucht gute Argu- mente. Punkten können Sie mit Spezi- alkenntnissen oder -fähigkeiten, die für den diskutierten Job gebraucht werden: je passgenauer, desto wertvoller. Wie werden Azubis bezahlt? In Deutschland wird das Gros der Azubis nach Tarifvertrag bezahlt. Ist ein Betrieb keinem Ta- rif angeschlossen, so orientiert sich das Unter- nehmen meist trotzdem an der für die Branche üblichen Ausbildungsvergütung. Lediglich in Ni- schenberufen werden Lehrlinge ohne diese Vorga- ben bezahlt. Dumping ist da nicht ausgeschlossen. Im Jahr 2015 stiegen die Lehrlingsgehälter in den meisten Wirtschaftszweigen um 3,7 Prozent im Westen und 4,3 Prozent im Osten an. Im Schnitt verdient ein westdeutscher Azubi im ersten Lehrjahr 751 Euro. Bis zum dritten Lehrjahr steigt das Gehalt auf durchschnittlich 915 Euro. Sein ostdeutscher Kollege verdient mit 689 beziehungsweise 842 Euro leicht weniger. Die Spannen bei den Gehältern unterscheiden sich um mehre- re Hundert Euro zwischen den einzelnen Branchen und Lehrberu- fen. Generell gilt: In Industrie und Handel wird besser bezahlt als im Handwerk oder in den freien Berufen. Während beispielsweise ein westdeutscher Industrie-Azubi über alle seine Lehrjahre auf einen Schnitt von 901 Euro monatlich kommt, beendet sein Handwerks- kollege mit 204 Euro weniger seinen Monat. Erhalten Praktikanten eine Bezahlung? Das Mindestlohngesetz, das seit Januar 2015 gilt und 8,50 Euro pro Stunde vorsieht, gilt –mit gewissen Ausnah- men – auch für Praktikanten. Danach muss für je- des freiwillige Praktikum, das länger als drei Monate dauert, von Beginn an der Mindestlohn gezahlt wer- den. Das wären bei einer 40-Stunden-Woche rund 1.400 Euro pro Monat. Keinen Anspruch auf den Mindestlohn ha- ben Studierende bei einem Pflichtpraktikum und bei einem freiwilligen Praktikum, das maximal drei Monate dauert. Aber auch dann müssen sich Praktikanten wohl kaum Sorgen machen, dass sie für lau arbei- ten müssen. Die allermeisten Unterneh- men zahlen ihnen trotzdem einen klei- nen Obulus. Die Personalberatung Clevis hat in einer Studie – erhoben kurz vor der Ein- führung des Mindestlohns – dazu folgende Zahlen ermittelt: Fast 95 Prozent aller Praktikanten erhalten für ihren Einsatz im Unternehmen ein Gehalt. Im Schnitt sind das 770 Euro. Am Besten bezahlen das Baugewerbe (1.015 Euro), die Unterneh- mensberatungen und Wirtschaftsprüfungen (920 Euro), der Finanzbereich (888 Euro), Pharma und Chemie (841 Euro) sowie die Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie (838 Euro). Schlusslicht war die Gesundheitsbran- che mit durchschnittlich 488 Euro im Mo- nat. Masterstudierende können, so ergab die Studie, mit rund 100 Euro mehr pro Monat rechnen als Bachelor-Studenten. Das erklärt sich schlicht damit, dass Studenten in höheren Semestern schon mehr Fachwissen einbringen können und mit den anspruchsvolleren Projekten betraut werden. Wer seine Abschlussarbeit im Unternehmen schreibt, wird ähnlich vergütet. Neben einer monatli- chen Summe sind dabei auch Abschlussprämien verbrei- tet: Wer mit seiner Arbeit eine gute Note erzielt, erhält bis zu 5.000 Euro als Anerkennung vom Unternehmen. So schön eine hohe Vergütung fürs Studibudget auch ist, so klar sollte man immer im Hinterkopf haben: Viel Geld Jobguide LINKS � Immer aktuelle Infos zu Gehaltszahlen: www.jobguide.de unter „Gehalt“ � Gehaltsstatistiken nach Berufsbildern, Branchen etc., Gehaltsver- gleich: www.gehalt.de � Detaillierter, individueller Gehaltscheck mit Potenzialanalyse (gegen Gebühr): www.personalmarkt.de � Einkommensdaten für Ingenieure: www.ingenieurkarriere.de � Aktuelle Tarifabschlüsse (WSI-Tarifarchiv): www.boeckler.de � Deutsche Gehälter: www.lohnspiegel.de � Internationale Gehälter: www.wageindicator.org bedeutet meist auch viel Arbeit – und wenig Spielraum zum Lernen. Nicht selten werden Praktikanten als Mitarbeiterersatz angeheuert. Sie sollen dann Arbeit wegschaffen und nicht viele kluge Fragen stellen. Hier muss jeder abwägen, wo er die Grenze ziehen will. Gilt für ihr Praktikum nicht das Mindestlohngesetz, haben Studieren- de in Sachen Vergütung keinen großen Verhandlungsspielraum, in der Regel folgen Arbeitgeber ihren hausinternen Vorgaben. Grundsätzlich gilt: Je größer der Laden, desto eher werden Prakti- kanten bezahlt und desto höher fällt das Salär aus. Und spezialisierte Praktika – zum Beispiel im Projektmanagement – machen sich fürs Renommee wie für den Geldbeutel besser bezahlt als unspezifische Stippvisiten à la Mädchen für alles. Tipp: Wer an ein Unternehmen gerät, das gar nichts zahlen will, kann versuchen, eine Bezahlung in Naturalien herauszuhan- deln: Monatsticket, Essensgeld, Rabatte auf die Produkte, die das Unternehmen herstellt, Fachliteratur, Benzingutscheine. Viele nicht- monetäre Zuwendungen kann ein Unternehmen steuermindernd absetzen – was dem Chef die Sache vielleicht ein bisschen schmackhaft macht. Wie hoch fallen Gehaltserhöhungen in der Regel aus? Das kommt ganz darauf an. Zum einen natürlich auf die wirtschaft- liche Lage des Unternehmens. Und zum anderen auf die eigene Po- sition in der Firma. Gehaltserhöhungsrunden sind in den Unterneh- men selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im Budget eingeplant – nur eben nicht für jeden Mitarbeiter in gleicher Höhe. Wirtschaftlich lief es in Deutschland in den letzten Jahren recht rund und das wirkt sich positiv auf die Gehaltsentwicklung aus: So planen die Unternehmen laut einer Studie des Vergütungsportals ge- halt.de beispielsweise für 2016 eine Durchschnittserhöhung bei den Arbeitnehmergehältern von 4,2 Prozent. Für die Führungskräfte ist im Schnitt ein Plus von 3,5 Prozent vorgesehen. Trotzdem werden nicht alle Mitarbeiter das gleiche Plus aushandeln können. Auf die individuelle Leistung kommt es an. Das Spektrum reicht von Inflati- onsausgleich bis plus fünf, sechs Prozent. Offen für Erhöhungen sind Unternehmen bei Leistungsträgern, die sie halten und besonders motivieren wollen. Wer bei der Analyse seiner eigenen Leistung und seiner Rolle im Unternehmen feststellt, dass er nur als kleines Licht durchgeht, sollte den Ball generell eher flach halten und eher um zwei, zweieinhalb Prozent verhandeln. Und: Bevor es ab zum Chef geht, sollte man ein kritisches Auge auf den Zustand der Firma werfen. Manchen geht es blendend, andere knapsen herum, weil sich etwa die Regeln für ihr Geschäft gerade elementar ändern. Dort, wo die Existenz eines Un- ternehmens auf dem Spiel steht, sollten Gehaltswünsche warten. Gespräche sollten dann nur in Angriff genom- men werden, wenn man wirklich unschlagbare Gründe hat und als absolutes Top-Personal gilt. Ich werde nach Tarif bezahlt. Kann ich trotzdem individuell ummehr Gehalt verhandeln? Aber klar doch. Gerade in den ersten Berufsjahren, in denen noch viele als Fachkraft eingesetzt und per Tarif bezahlt werden, sind außertarifliche Zulagen nicht unüblich. Darüber hinaus geht es auch im- mer darum, in welche Tarifgruppe jemand mit seinen Qualifikationen und Erfahrungen einsor- tiert wird. Da besteht durchaus Verhandlungs- spielraum. Später, wenn der Aufstieg ins Füh- rungskräftelager erfolgt, wächst man meist aus dem Tarif raus und muss das Gehalt komplett selbst verhandeln. Wie oft darf ich nach einer Ge- haltserhöhung fragen? Suchen Sie das Gespräch mit dem Chef re- gelmäßig – Pi mal Daumen alle ein bis zwei Jahre –, aber nur, wenn es tatsächlich etwas zu belohnen gibt. Wer nur Durchschnitt abliefert, hat keinen Nachschlag verdient. Denken Sie daran: Gehaltsverhandlungen sollen nicht nur mehr Geld bringen, sondern dienen auch der Leistungskontrolle, der Positionsbestim- mung und nicht zuletzt der Imagebildung. Ulrike Heitze Jobguide
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