Jobguide ENGINEERING_LIFE SCIENCES_d0322

Cash Gehalt Wie wichtig sind Gehaltsverhandlungen? Sehr. Vergütungsexperten sind sich einig, dass für qualifizierte Posi- tionen Tarifverträge immer weiter an Bedeutung verlieren und bald jeder nur noch das verdient, was er sich selbst eingehandelt hat. Mitt- lerweile ist es in vielen Unternehmen Usus, für Fach- wie für Füh- rungskräfte Ziel- und Bonusvereinbarungen zu schließen und Jah- resgespräche zu führen. In dem Zusammenhang wird dann ohnehin regelmäßig über Leistung und Gehalt gesprochen. Und schon aus Karrieregründen sollte man das Thema gelegent- lich beim Chef aufs Tapet bringen, denn die Diskussion übers Gehalt ist ein Teil der Selbstvermarktung und gehört mit zum Job. Die Wertigkeit eines Mitarbeiters wird nach wie vor wenig char- mant in Geld bemessen: Wer wenig verdient, ist weni- ger angesehen. Wer nie Ansprüche anmeldet, wird auch nie in seinem Wert wahrgenommen. Des- halb dienen Gehaltsgespräche nicht nur dem finanziellen Weiterkommen, sondern auch der Imagebildung – und sollten entspre- chend professionell angegangen werden. Wonach bemisst sich das Gehalt? Das Gehaltsniveau in Unternehmen ist hierzulande stark beeinflusst von drei Faktoren: der Unternehmensgröße, der Region und der Branche. Schwanken die Gehälter in vergleichbaren Positionen ohne- hin schon um bis zu 20 Prozent – je nachdem zum Beispiel, wie man sich im Gehaltsgespräch geschlagen hat –, so werden sie durch diese Kriterien noch mal kräftig auseinander gezogen. Am stärksten schlägt dabei die Unternehmensgröße durch: je grö- ßer, desto besser wird verdient. Das liegt zum einen daran, dass große Unternehmen mehr Hierarchiestufen haben, zum anderen, weil die Teams und damit die Personalverantwortung größer sind. Der Ver- gütungsspezialist Compensation Partner hat zum Beispiel ermittelt, dass ein BWL-Trainee in einer Firma mit weniger als 100 Ange- stellten im Durchschnitt 28.900 Euro pro Jahr verdient. Ein Un- ternehmen mit bis zu 1.000 Beschäftigten würde ihm für den gleichen Job schon 6.300 Euro mehr zahlen. Und in Läden mit mehr als 1.000 Mitarbeitern kann er im Schnitt so- gar mit 42.800 Euro rechnen. Allein schon dieser Umstand ist Grund genug, bei jeder einzelnen Bewerbung den Gehaltswunsch zu über- denken und entsprechend dem potenziellen Arbeitgeber neu zu recherchieren. Fatal wäre es, immer mit den glei- chen Forderungen ins Gespräch zu gehen. Wie schlägt sich die Region nieder? Im europäischen Vergleich zwar eher moderat ausgeprägt, ist das re- gionale Gefälle bei den Einkommen in Deutschland aber dennoch ein Faktor, den man bei Gehaltsgesprächen im Hinterkopf haben sollte. Denn: Wer sich bei einem Wechsel „vom Land“ in eine Hoch- preisstadt wie München, Hamburg oder Frankfurt zu billig einkau- fen lässt, kriegt später Probleme mit der Finanzierung seines Alltags. Grundsätzlich gilt: Im Süden wird besser bezahlt als im Norden, im Westen besser als im Osten und in der Stadt mehr als auf dem platten Land. Die Online-Jobbörse Stepstone nimmt in ihrem Gehaltsreport 2017 eine Vierteilung Deutschlands vor: Die Bundesländer mit dem niedrigsten Gehaltsniveau sind danach alle Ost-Bundesländer außer Berlin. Etwas besser, aber immer noch unterdurchschnittlich wird in Niedersachsen, Berlin und Schleswig-Holstein verdient. Ein leicht überdurchschnittliches Gehaltsniveau haben Hamburg, Bemen, das Saarland und Rheinland-Pfalz. Die höchsten Gehälter werden grund- sätzlich in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein- Westfalen gezahlt. Wie stark die regionalen Unterschiede jeweils ausgeprägt sind, hängt von der Branche ab, aber die Tendenz ist überall in etwa gleich. Welchen Einfluss hat die Wahl der Branche? Neben der Firmengröße und der Region spielt die Bran- che bei der Einkommens- höhe eine entscheidende Rolle. Zum einen, weil es den Wirtschaftszweigen unter- Azubi-Gehälter nach Tarif Branche West Ost Anlagenmechaniker/-in 951 939 Automobilkaufleute (Industrie) 762 589 Bankkaufleute 964 964 Bauzeichner/-in 739 666 Bürokaufleute (Industrie) 877 802 Elektroniker/-in Automatisierungstechnik 947 936 Elektroniker/-in Maschinen- und Antriebstechnik (Industrie) 955 939 Fachinformatiker/-in 891 835 Groß- und Außenhandelskaufleute 818 764 Informatikkaufleute 888 816 Industriekaufleute 924 866 Konstruktionsmechaniker/-in 957 939 Mechatroniker/-in 947 936 Mediengestalter/-in (Digital/Print) 877 840 Medienkaufleute (Digital/Print) 798 774 Mediz. Fachangestellte/-r (Freie Berufe) 730 730 Metallbauer/-in 642 520 Systemelektroniker/-in 624 580 Tourismuskaufleute 642 642 Vermessungstechniker/-in (Öffentl. Dienst) 878 878 Ausgewählte Lehrberufe, Durchschnittsangaben pro Monat in Euro für das erste Lehrjahr, Stand: 2016 Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn Jobguide schiedlich gut geht, zum anderen, weil sie sich historisch bedingt un- terschiedliche Gehaltsniveaus leisten. Ein Beispiel: Nach Erhebungen der VDI-Nachrichten kann ein Ingenieur als Einsteiger im Fahrzeug- bau mit rund 50.300 Euro rechnen. Für die gleiche Position wären im Baugewerbe 41.500 Euro zu bekommen. Zu den Gutbezahler- Branchen mit überdurchschnittlichen Gehältern zählen traditionell: Banken und Finanzdienstleister, Pharma-, Chemie- und Biotechbran- che, Medizintechnik, Automobil, Luftfahrt- und Halbleiterindustrie, IT und Elektrotechnik, Anlagen- und Maschinenbau, Kosmetik und Konsumgüter, Unternehmensberatung, Energieunternehmen und Versicherer. Im guten Mittelfeld liegen Medien und Presse, Beklei- dung, Textil und Handel, Teile der Bauwirtschaft sowie die Telekom- munikation. Chronisch schwach auf der Brust sind die Gehälter in Werbung und PR, Logistik, Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung (sofern man nicht gerade bei den Großen der Branche landet), Personalbera- tung, öffentlichem Dienst, Touristik, Recht sowie Zeitarbeit, Hand- werk, Gastronomie und Hotellerie. Grundsätzlich schlagen sich die Branchenunterschiede stärker in den Gehältern sehr spezialisierter Positionen wie im Vertrieb, in Forschung und Entwicklung oder in der Konstruktion nieder. Branchenübergreifende Funktionen wie Per- sonaler sind weniger stark betroffen. Da orientieren sich Unterneh- men nicht so stark an der eigenen Branche, sondern am Gesamtar- beitsmarkt. Ingenieure auf Stellensuche treffen es in Sachen Gehalt derzeit in den Bereichen Chemie und Pharma am Besten. Dort verdient nach einer Studie der VDI-Nachrichten ein Projektingenieur mit Berufser- fahrung im Schnitt rund 59.200 Euro. Auf den weiteren Plätzen der Vergütungshitliste folgen der Fahrzeugbau mit 56.800 sowie die IT mit 54.400 Euro und die Elektronik/Elektrotechnik mit rund 53.800 Euro. Schlusslichter bei der Vergütung der Ingenieure bleiben tradi- tionell das Baugewerbe und die Ingenieur- und Planungsbüros mit 45.000 beziehungsweise 44.600 Euro. Warum verdienen Frauen weniger? Wenn man ganz bösartig sein will: weil sie selber schuld sind. Perso- naler berichten, dass Frauen sich für den gleichen Job oft zehn bis 15 Prozent billiger einkaufen lassen als Männer, eine McKinsey-Studie hat sogar mal 20 Prozent ermittelt. Das fängt schon beim Berufsein- stieg an: Gehen Absolventinnen im Schnitt von einem Monatsbrutto von 2.800 Euro aus, gehen die Kommilitonen mit 3.460 Euro vor Augen ins Rennen. Und auch später in Gehaltsverhandlungen mit dem Chef sind Frauen schneller zufrieden als Männer, wie Studien und Berichte von Personalverantwortlichen zeigen. Aber natürlich ist das nur eine Seite der Wahrheit. Fakt ist auch, dass Frauen durch Babypausen oder Teilzeitjobs wertvolle Karrierezeit „verlieren“ und in dieser Zeit diverse Gehalts- und Beförderungsrun- den aussetzen. Darüber hinaus begeistern sie sich öfter für schlechter bezahlte Branchen und Berufsbilder oder landen in kleineren Firmen. Das alles erklärt gewisse Gehaltsungerechtigkeiten dennoch nicht: Nur zwei Drittel des sogenannten Gender Gaps von 21 Prozent las- sen sich auf Elternzeit & Co. zurückführen, ein Drittel – also ganze sieben Prozent Gehaltsdefizit – bleibt „mysteriös“. Tröstlich: Je höher der Job in der Hierarchie angesiedelt ist, desto geringer fielen die Ge- haltsunterschiede aus, stellt die Managementberatung Kienbaum fest. Und insgesamt erkennen sie über die Jahre hinweg einen Trend zur Besserung. Umso wichtiger gerade für Frauen, immer wieder Gehalts- verhandlungen zu führen. Umwelche Beträge geht’s im Jobgespräch? In der Regel wird über Jahresgehälter verhandelt, manche Unterneh- men rechnen Weihnachts- und Urlaubsgeld in diese Summe ein, an- dere nicht. Die exakte Zusammensetzung sollte man daher vor Ver- tragsunterschrift unbedingt klären, weil ein Missverständnis leicht ein paar Tausend Euro pro Jahr kostet. Ebenso zu vereinbaren: Gibt es leistungsabhängige Boni? Welche Leistung wird dafür erwartet? Er- scheint sie Ihnen realistisch und annähernd erfüllbar? Gibt es Alters- vorsorge, Jobticket, Kantinenzuschuss oder ähnliches? Welche Rolle spielen variable Gehälter? Einstiegsgehälter* für Hochschulabsolventen Branche unteres Quartil** Mittel- wert** oberes Quartil** Banken 43.000 50.000 58.000 Automobil 43.000 48.000 53.000 Pharma/Healthcare 43.000 48.000 53.000 Unternehmensberatung 42.000 48.000 51.000 Luft- und Raumfahrt 41.000 48.000 53.000 Finanzdienstleistung 39.000 48.000 53.000 Chemie/Verfahrenstechnik 40.000 48.000 53.000 Elektrotechnik 39.000 47.000 52.000 Versicherungswirtschaft 39.000 46.000 49.000 Anlagenbau 39.000 46.000 49.000 Maschinenbau 39.000 45.000 49.000 Energiewirtschaft 38.000 45.000 50.000 Stahlindustrie 39.000 45.000 50.000 Konsumgüterindustrie 39.000 44.000 50.000 Telekommunikation 38.000 44.000 48.000 IT 37.000 43.000 46.000 Steuerber./Wirtsch.prüfung 37.000 42.000 47.000 Transport,Logistik, Verkehr 36.000 41.000 44.000 Forschung 36.000 41.000 44.000 Handel 33.000 39.000 43.000 Bauindustrie 33.000 38.000 42.000 Medien 30.000 37.000 42.000 Tourismus 27.000 33.000 38.000 Marktforschung/Werbung 27.000 33.000 36.000 * Jahresgehalt in Euro, gerundet. Quelle: Absolventa.de/Statista.de, 2017 ** Unteres/Oberes Quartil = Ein Viertel der Befragten verdient schlechter/besser. Mittel- wert (Median) = Jeweils die Hälfte verdient schlechter/besser. Jobguide

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