Jobguide FINANCE_CONTROLLING_d1221
Finance_Controlling Als das Karrierenetzwerk LinkedIn im Herbst 2021 sein aktuelles Be- werberranking der beliebtesten Start-ups in Deutschland veröffentli- chte, da fanden sich unter den Top 10 allein drei Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche. Oder genauer müsste man sagen: Der Fintech-Branche. Denn eigentlich sind es Technologieunterneh- men, die hier die Favoritenplätze belegen. Auf Platz vier der Liste lag zum Beispiel das Hamburger Start- up Tomorrow, das seit 2018 im Markt ist und sich positioniert hat als Smartphone-Bank mit grünemTouch. Gleich hinter Tomorrow liegt das Berliner Fintech-Unternehmen Moss, das sich – ausgestattet mit Venture Capital aus den USA – spezialisiert hat auf Firmenkreditkarten. Und auf Platz zehn im Ranking schließlich findet sich Scalable Capital, ein Unter- nehmen aus München, mit dessen Handy-App sich Aktien, ETFs und Kryptowährungen handeln lassen. Generell machen viele Fintechs mit Jubel-Arien von sich reden. Mit 4,3 Milliarden Euro wurde zum Beispiel im Frühsommer 2021 der Ber- liner Online-Broker Trade Republic bewertet, als klar wurde, dass er eine Finanzierung von 750 Millionen bekommen hatte. Damit war das Un- ternehmen – gemessen and der Taxierung – mit einem Schlag das größte deutsche Fintech, größer noch als die Smartphone-Bank N24. Solche Mega-Fundings sind in der Fintech-Szene keine Seltenheit und sorgen natürlich für Aufmerksamkeit. In Deutschland tätig ist zum Beispiel auch der niederländische N24-Herausforderer Bunq, der nach eigenen An- gaben 228 Millionen US-Dollar von Private-Equity-Investoren erhielt, was zu einer Bewertung von 1,9 Milliarden US-Dollar führte. Und der US-Fintech-Gigant Square will den auch nach Deutschland strebenden australischen Buy now-pay later-Spezialisten Afterpay für sagenhafte 29 Milliarden US-Dollar übernehmen. Stars der Szene machen sehr gutes Geschäft Dabei ist es keineswegs so, dass die Fintechs nur große Mengen Venture Capital einsammeln, aber kein Geschäft machen. Als das deutsch-britische Payment-Fintech SumUp erstmals seine Umsatz- zahlen veröffentlichte, staunte die Branche nicht schlecht: Gemessen am ausgewiesenen Umsatz sei SumUp fast allen anderen nach 2010 gegründeten europäischen Fintechs weit voraus, meldet der Bran- chen-Dienst Finanz-Szene. Auch die FAZ veröffentlichte im Herbst 2021 ein Ranking der zehn wertvollsten Fintechs in Europa. Darunter finden sich unter anderem die Berliner Smartphone-Bank N26, der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna und der Anbieter cloudfähiger Bankensoftware Mambu, die alle Büros in Berlin unterhalten. Klarna wurde von Platz eins des FAZ-Ran- kings verdrängt von dem britischen Zahlungsdienstleister Checkout.com, der davon profitiert, dass die Pandemie das Wachstum des E-Commerce, des Versandhandels und der Lieferdienste noch beschleunigt hat, die ihre Zahlungen über die Checkout-App abwickeln. Fintechs suchen für „Product“ und „Tech“ Was alle diese Unternehmen vereint, ist, dass sie Menschen, die sich unter Finanzdienstleistung bisher nur die Deutsche Bank oder Com- merzbank, die Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken und die eine oder andere Versicherung vorgestellt haben, noch gar nichts sagen. Dabei haben sie schon einiges an Kunden eingesammelt, sind zumeist gut mit Venture Capital versorgt und stehen jetzt im Bewerbermarkt in scharfer Konkurrenz zu den etablierten Häusern mit ihren über- wiegend noch klassischen Geschäftsmodellen. In den typischen Stellenausschreibungen der Startups geht es nach Recherchen des Handelsblatts immer wieder um zwei große Bereiche: „Technologie“ und „Produkt“. Unter „Produkt“ ist dabei alles vom Mar- keting-Experten über den Client-Success-Manager, bis zu allen Positionen rund um den Vertrieb zu verstehen. Dazu gehören erfahrene „Account Executives“ und „Partnership-Manager“ mit Gehältern, die deutlich über 60.000 Euro liegen, bis zu bis zu Kundendienst-Mitarbeitern, einem ty- pischen Job für Quereinsteiger, für die Stepstone ein Gehalt von unter 40.000 im Schnitt veranschlagt. Heiß umkämpft sind die Kandidaten für den Bereich „Tech“, also vor allem Java-Entwickler, die fit sind in Smartphone-Applikationen, und im Schnitt rund 64.000 Euro im Jahr verdienen. Hier befinden sich die Neuaufstellung in der digitalen Finanzwelt Fintechs haben inden vergangenen zehn JahrendieBranche der Banken, Versicherer und Zahlungsdienstleister inEuropa kräftig aufgemischt. Wer inder Finanzwirtschaft Karriere machenwill, sollte sichdeshalbnebenden traditionellenAnbietern auchmal mit dendigi- talenHerausforderernbefassen.
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