Jobguide FINANCE_CONTROLLING_d1221

Company fen, an dem seit der Finanzkrise noch immer der Bund beteiligt ist. Im November 2021 hatte sich das Management daher mit dem Betriebsrat auf die Einzelheiten des Abbaus von weltweit 10.000 der 40.000 Stel- len geeinigt. Dabei sollen betriebsbedingte Kündigungen wenn möglich vermieden werden. Der Abbau läuft über eine auf sieben Jahre angelegte Vorruhestands-Regelung und ein rund achtjähriges Altersteilzeit-Modell. Reduziert wird vor allem im Privatkundengeschäft, hier sollen etwa 3.500 Planstellen entfallen. Um weitere 3.200 wird die Zentrale verkleinert und um 900 Köpfe schrumpft das Firmenkundengeschäft. Dabei wird in einem Rutsch die Zahl der Führungskräfte um 30 Prozent reduziert. Jedoch: Während der Personalabbau überwiegend bei den älteren Se- mestern stattfindet, werden „von unten“ doch noch weiter junge Leute nach-rekrutiert: 2.500 neue Jobs sollen bis 2024 geschaffen werden. Net- to fallen somit 7.500 Vollzeitstellen weg. Aufgebaut werden zum Beispiel Hunderte von IT-Stellen an den Standorten in Polen, Tschechien und Bulgarien. Alte und neue Welt beginnen zu verschmelzen Auch die Hypo-Vereinsbank baut Stellen ab und ihr Privatkundenge- schäft um. Nach Recherchen des Branchen-Dienstes Finanz-Szene.de soll es in einem Großteil der aktuell noch rund 300 Filialen künftig keine Kasse mehr geben. Und an zahlreichen Standorten soll darüber hinaus auch der Schalter abgeschafft werden. Einen Full-Service alter Prägung solle nur noch in zentral gelegenen und entsprechend gut frequentierten Zweigstellen angeboten werden, schreibt der Dienst. In anderen Teilen der Branche jedoch sind die Türen weit offen für Bewerber. Eine Menge Stellen gibt es zum Beispiel im öffentlichen Ban- kensektor, also der Welt der Sparkassen-Finanzgruppe, zu der nicht nur die Sparkassen, sondern auch etliche spezialisierte Dienstleister gehören. Wiewohl: Auch in der Sparkassen-Familie wird geschrumpft, denn stetig schließen sich Sparkassen zusammen, arrondieren ihre Latifundien, um wettbewerbsfähiger zu werden. Zudem verschmelzen allmählich auch die neue Finanzwelt und die alte. Als erste der großen Kartenorganisationen hat Visa im Februar 2021 angekündigt in Zukunft Kryptowährungen direkt zu unterstützen. Man will Banken eine Softwareschnittstelle bereitstellen, über die Zahlungen mit Kryptowährungen in das eigene Angebot integriert werden können. Gefolgt ist diesem Schritt dann wenig später auch Mastercard. Von einem „Großangriff“ der Kreditwirtschaft sprach Börse-vor- acht-Moderator Markus Gürne auch im Zusammenhang mit dem Zu- sammenschluss der Zahlungsdienstleister Giropay, Paydirekt und Kwitt, weshalb sich Paypal und Apple Pay jetzt „warm anziehen“ könnten und er prognostiziert, dass der Marktanteil von Giropay bald bei bis zu 50 Prozent liegen könnte. Breiter Bedarf an Profilen Aus Bewerber-Perspektive spricht für die klassischen Geschäfts- banken, dass sie ein viel breiteres Feld an Jobs und Entwicklungs- möglichkeiten bieten als die meisten Startups, deren Geschäftsfeld in der Regel nur einen jeweils kleinen Teilaspekt des Finanzgeschäfts abdeckt. Entsprechend vielfältiger sind daher auch die Profile, mit de- nen eine Geschäftsbank etwas anfangen kann. Im Schwerpunkt geht es hier natürlich um kaufmännische Profile, aber auch um IT, Juristen und auch der eine oder andere Natur- und Geisteswissenschaftler kommt hier unter. Zudem gibt es für Finanzaffine auch in der Versicherungsbranche Blumentöpfe zu gewinnen, die auch den Veränderungsdruck durch die Digitalisierung und kleine, wendige Fintechs spürt. Die Versiche- rungskonzerne haben aber inzwischen auch angefangen, zu handeln. Sie gehen strategisch den Weg der Partnerschaft und steigen bei viel- versprechenden Start-ups ein. Etwa die Allianz, die bei Simplesu- rance investiert ist. Das Unternehmen bietet automatisch passende Versicherungen an, wenn ein Kunde online ein Produkt gekauft hat. Rückversicherer wachsen durch Umwelt-Probleme Gute Chancen bieten die Rückversicherer, denen die Unwetterka- tastrophen der vergangenen Jahre steigende Prämien und neues Ge- schäft ins Haus schwemmten. Allein die drei großen Rückversicherer Munich Re, Swiss Re und Hannover Re suchten im Herbst 2021 zusammen 1.130 Mitarbeiter, davon 190 in Deutschland – darunter Versicherungsmathematiker, Projektmanager, Risikospezialisten und Experten für das Schadenmanagement. Unter den Erstversicherern hat zum Beispiel die DEVK 2020 das be- ste Neugeschäft seiner Unternehmensgeschichte eingefahren. Das Kölner Unternehmen will wachsen, hat derzeit knapp 500 Stellen ausgeschrieben und lockt mit neuen Homeoffice-Konzepten. Wachstum durchWandel macht gerade der Handwerks- und Mittel- standsversicherer Signal Iduna vor: Nach 110 Jahren hat er sich eine neue Kultur verordnet. In zwei Jahren sollen alle 5.500 Mitarbeiter in einer neuen Arbeitsorganisation ihre Jobs erledigen. Statt in Abteilungen arbei- ten sie dann in kleinen, crossfunktionalen Teams mit zehn bis zwölf Mit- arbeitern. Dafür braucht der zehntgrößte Versicherungskonzern Deutsch- lands neue Mitarbeiter und bietet derzeit über 450 Jobs an, darunter etwa für Datenbankadministratoren und Application Manager. Auch die Gothaer Versicherung ist gut durch die Corona-Krise ge- kommen. Bis 2025 hat sich die Assekuranz eine Wachstumsstrategie ver- ordnet und hatte im Herbst 2021 über 300 Jobs zu besetzen, darunter solche für Verkaufsleiter im Lebens-, Krankenversicherungs- und Vor- sorge-Geschäft, Innovations- und Produktmanager für Fonds und Key Account Manager. Super-Chancen in der Finance-Funktion Eine Option für Finance-affine Kandidaten kann auch die Branche der Vermögensverwalter sein. So sei beispielsweise die Kölner Ver- mögensverwaltung Flossbach von Storch einer der wirtschaftlich erfolgreichsten Asset Manager, schreibt das Handelsblatt, und eine „Gewinnmaschine“. Hier sind dann zum Beispiel IT-Entwickler, Ver- mögensverwalter, Kundenbetreuer und Leute für das Vertriebsmarke- ting gefragt. Nun ist „Finance“ ja nicht nur eine Branche, sondern auch eine Funk- tion in allen Unternehmen. Und hier zeigt sich eine besondere Krisen-Re- sistenz: Noch deutlich stärker als in der IT-Funktion haben prozentual die Stellen im Bereich Finance zu gelegt – ein Plus von 22 Prozent verzeich- nete die Job-Plattform Indeed in den ersten eineinhalb Corona-Jahren bei Jobs in Finanzbuchhaltung, Controlling, Steuern, Prozessmanagement. Überall sonst in der Industrie und imDienstleistungssektor sind Finance- Experten derzeit sehr gesucht. Fachkräfte sind rar, denn gleich 82 Prozent der Finanzleiter und Finanzvorstände sind der Meinung, dass es „schwie- rig“ oder sogar „sehr schwierig“ ist, benötigte Fachkräfte zu rekrutieren. Annette Eicker

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