Jobguide RECHT_d1221

Recht Mehr als 100.000 Euro Jahresgehalt sind eine stolze Summe. Weniger als jeder zehnte Steuerpflichtige knackt laut Einkommensteuerstatistik diese Marke – darunter eine ganze Menge Juristen. Und das oft schon in jungen Jahren: Während beispielsweise Mediziner, Wirtschaftswis- senschaftler, Ingenieure oder Informatiker nur mit Berufserfahrung in entsprechend hoch dotierte Führungspositionen aufsteigen, haben sehr gute Absolventen der Rechtswissenschaften bereits als Berufsein- steiger Chancen auf ein sechsstelliges Gehalt: Große, international agierende Wirtschaftskanzleien wie Freshfields Bruckhaus Deringer, CMS Hasche Sigle, Hengeler Mueller, Hogan Lovells, Noerr oder Gleiss Lutz umwerben den Top-Nachwuchs mit Einstiegsgehältern, von denen andere Bewerber nur träumen können. Zusätzlich zum üppigen Festgehalt winkt nicht selten noch ein fünfstelliger Bonus. In der Spitze sind in den deutschen Büros einiger U.S.-Kanzleien bis zu 160.000 Euro drin, darunter beispielsweise Adressen wie Godwin Procter, Kirkland & Ellis, Milbank, Paul Hastings oder Willkie Farr & Gallagher. Das zeigen Erhebungen des Branchenportals Juve. Beratungsbedarf der Wirtschaft wächst stetig Natürlich befasst sich die internationale Premier League der Rechtsbe- ratung nicht mit Nachbarschaftsstreitigkeiten, Verkehrsunfällen oder Unterhaltsklagen. Die großen Wirtschaftskanzleien beraten ihre glo- bale Firmenkundschaft bei komplexen Transaktionen, beispielsweise bei Übernahmen, Fusionen, Beteiligungen, Restrukturierungen oder Finanzierungsvorhaben. Auch das Thema ESG (englisch für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) sorgt für stetig wachsenden Beratungsbedarf. Unternehmen müssen beispielsweise neue Gesetze zum Klimaschutz beachten oder Lieferketten so gestalten, dass so- ziale Standards eingehalten werden. Für Umsatz sorgen auch milli- ardenschwere Schadenersatzforderungen zum Beispiel rund um den Abgasskandal oder das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat. In der Regel geht es für die Mandanten um sehr viel Geld und ent- sprechend hoch fallen die Honorare für ihre Rechtsberater aus. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Umsatz eines Anwalts beträgt bei den 100 umsatzstärksten Wirtschaftskanzleien in Deutschland mehr als eine halbe Million Euro. (573.000 €). Die Spitzenreiter kamen nach Recherchen von Juve sogar auf mehr als eine Million Euro Umsatz pro Berufsträger (UBT). Zusammen erzielten die Top-100 in Deutsch- land einen Umsatz von gut 7,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von mehr als sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu den meisten anderen Branchen und Dienstleistungen erwies sich das Beratungsgeschäft der Wirtschaftskanzleien damit als krisenfest. Großkanzleien auf Wachstumskurs Entsprechend stocken die großen Kanzleien ihr Personal immer weiter auf. Allein die Top fünf schreiben jährlich jeweils 70 bis 100 Stellen für Volljuristen aus. Außerdem bieten sie zahlreiche Stellen für Referendare, wissenschaftliche Mitarbeiter und Praktikanten. Zu- sammen beschäftigen die Top-100 umsatzstärksten Kanzleien mehr als 12.000 Mitarbeiter. Die Latte für Bewerber liegt bei den Top-100 allerdings hoch. Laut Bundesrechtsanwaltskammer BRAK arbeiten nur rund 13 Pro- zent aller in Deutschland zugelassenen Anwälte in einer internatio- nalen Kanzlei. Das hohe Gehalt signalisiere, dass man nur die Besten wolle, heißt es beispielsweise bei Willkie in Frankfurt. Neben einem exzellenten Studienabschluss sind sehr gute Englischkenntnisse für den Job in einer internationalen Wirtschaftskanzlei ein Muss. Erfolg- reiche Kandidaten bringen darüber hinaus fast ausnahmslos einen internationalen Masterabschluss in Management oder Recht (MBA, LL.M) oder einen Doktortitel mit. Auch die innere Einstellung muss passen: „You’ll be challenged and your limits may be tested, but we can promise you’ll never be bored”, verspricht die Karriereseite von Milbank. Die US-Kanzlei be- schäftigt in Deutschland rund 50 Anwälte an den Standorten Frank- furt und München. Sprich: Wer die tägliche Herausforderung sucht und Anwaltsserien wie „Suits“ liebt, der findet hier das richtige Um- feld. Dazu gehören allerdings auch sehr lange Arbeitstage und ein sehr kompetitives Arbeitsumfeld, wo hohe Honorarumsätze, renommierte Mandanten und beeindruckende juristische Erfolge für den Aufstieg zum Partner zählen. Staatsanwälte und Richter gesucht Wem es vor allem um Gerechtigkeit und Gesetzestreue geht, der fin- det sein berufliches Glück vielleicht eher im Staatsdienst: Nach wie vor genießen Richterinnen oder Staatsanwälte in Deutschland hohes Ansehen. Die Perspektiven für den Berufseinstieg in der Justiz sind gut. Durch den Generationswechsel müssen bis 2030 bundesweit knapp 12.000 der rund 28.500 Stellen bei Bund und Ländern nach- Ein weites Feld Unternehmensjurist oder Familienrichter, Staatsdienst oder Selbständigkeit, Wirt- schaft oder Verwaltung, Einzel- oder Großkanzlei, Legal-Tech oder Lobbyarbeit – ein Jura-Studium eröffnet vielfältige berufliche Perspektiven. Auf Top-Absolventen warten Top-Gehälter, doch auch für Bewerber mit durchschnittlichen Noten gibt es ein breites Betätigungsfeld. Foto: cottonbro/pexels.com

RkJQdWJsaXNoZXIy NTYxMjE=